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<- Grüße aus China
Schifffahrt

Nachdem wir nun gestern schon Bergfest feiern konnten/mussten, überwinde ich heut mal meine Schreibfaulheit und berichte Euch noch was.
Zur Zeit sind wir in Yichang, jedenfalls wird es so ausgesprochen, geschrieben wird es so: Überdachte Kiste - zwei übereinandergestapelte Kisten. Diese chinesische Kleinstadt mit 3,5 Millionen Einwohnern liegt am Jangtse kurz unterhalb des Dreischluchtenstaudamms, den wir uns heute mal aus der Nähe angesehen haben. Auf ca. zwei Drittel des Gesamtlänge von 2,3 km ist er schon auf seine volle Höhe hochgezogen. Diese soll 185 m betragen, es sieht aber bei weitem nicht so hoch aus. Ich hatte mir das Ding größer vorgestellt. Aber ein Riesenprojekt ist es trotzdem. Und ein Wahnsinn dazu. Hierhergekommen sind wir
mit einem Schiff von Chongqing und unterwegs konnten wir alle paar Kilometer sehen wie ganze Städte am Ufer abgerissen wurden und etwas weiter oben auf dem Berg fette Betonwohnsilos neu entstanden. Und auch die berühmten Drei Schluchten des Jangtse, derentwegen wir den Fluss runtergeschippert sind, werden zu einem großen Teil überflutet.
Der Hit der Fahrt war aber das Schiff selber, selbst Klapperkahn ist für diesen Seelenverkäufer schon ein Euphemismus. Die olle Rostlaube wurde nur noch von tausenden blätternden Farbschichten und brüchigen Bindedrahtresten zusammengehalten, nur der dreckig rußende, dröhnende und vibrierende Schiffsdiesel, welcher wahrscheinlich nur mit Fensterkitt und Spucke am verbeulten Rumpf befestigt war, schien noch so einigermaßen zu funktionieren. Jedenfalls haben wir ab und zu andere noch schlimmere Schüsseln überholt.
Der Maschinenraum war der einzige beheizte Ort an Bord, da warn wir ab und zu zum Aufwärmen.
Die Fensterflügel waren mir einem Stück Strick zugebunden, denn richtig zu gingen die auch nicht mehr, die vielen Farbschichten waren im Weg. In jeder Kabine war eine halbe Scheibe entfernt worden, denn es musste ja eine Klimaanlage eingebaut werden, die wir bei der Kälte auch nicht so richtig zu schätzen wussten. Wahrscheinlich waren die Klimaanlagen die einzige Investition in den Kahn außer Farbe seit dem Stapellauf.
Wir hatten dritte Klasse (von 5 möglichen) gebucht und waren nachdem wir die Räumlichkeiten, die die Toiletten und die Duschen sein sollten, ganz froh, dass wir auch in die zweite Klasse reinkamen. Die Duschen waren nur anhand des außen angemalten Zeichens als solche zu erkennen, innen gab es die schönsten Rostskulpturen zu bewundern, schon als Stalaktiten ausgeformt. Die Toiletten waren auch nicht besser, vor allem rochen sie sehr angenehm. Und im Gang davor hauste eine chinesische Familie, die kein Bett mehr gefunden hatte. Und auch dass die Seeche schon rauslief, hielt sie nicht vom Essen ab.
Jan und ich unterhielten uns einmal mit einem Bauern von kurz vor der kasachischen Grenze, halb auf Englisch, halb auf russisch, verstanden haben wir nicht viel, nur dass er seinen Bruder besuchen wollte und schon ewig unterwegs war. Das Gespräch war eigentlich ganz lustig, nur musste man immer vor den
Essensresten in Deckung gehen, die ihm immer beim Sprechen aus dem Mund fielen.
Dann gab es noch eine Karaokebar an Bord, aus der den ganzen Tag in ohrenbetäubender Lautstärke ein Gejaule drang, dass wenn Hunde an Bord gewesen wären, diese wahrscheinlich freiwillig in den Kochtopf gesprungen wären. Und nicht dass ihr denkt, das mit den Hunden im Kochtopf sei ein schlechtes Klischee, in Yangshou waren wir mal in einer großen Markthalle und da gab es all die Köstlichkeiten: frisches Gemüse, Hühner, Enten, Hunde und Katzen, lebend und auch schon ausgenommen.

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