Die
Wüste ruft
Wir
sind inzwischen in Dakhla im Süden der von Marokko besetzten
Westsahara angekommen. Doch zunächst ein kleiner Literaturtipp:
http://www.ferienzeit.com/interaktiv/reiseberichte/afrika/
Dies ist ein Reisebericht von zwei Leuten, die jedes Land in
Afrika besucht haben, um dort Briefmarken zu kaufen und diese
dann in Deutschland weiterzuverkaufen. Diesen Bericht hat Martin
vor unserer Reise ausgedruckt und wir lesen ihn gerade. Die
Beiden sind auch die Route gefahren, die wir in den letzten
Tagen gefahren sind und die wir in den nächsten Tagen noch
fahren werden und es ist ganz gut beschrieben, was da so abgeht.
In
Marrakech waren der Kalker und ich, nachdem ich die letzte Mail
verfasst hatte, erstmal beim Barbier, was auch sehr nötig
war. Dieser hat uns sehr kunstvoll rasiert, einseifen, rasieren,
zweites mal einseifen, nachrasieren, Haut nochmal nass machen,
ein drittes mal rasieren. Eine sehr angenehme Erfahrung für
einen, dem das ständige selber rasieren müssen keinen
Spaß macht, zumal diese Rasur viel länger anhielt.
Ansonsten war ich von Marrakech eher enttäuscht, es springen
da zu viele Touris rum, zu denen wir zwar auch gehören.
Einzig der große Platz, Djarma el fna, für den die
Stadt bekannt ist riss das ganze wieder heraus. Dort stehen
60 numerierte Stände, an den nur frisch gepesster Orangensaft
für 2 Dirham (40 Pfennig) verkauft wird, jeder schreit,
dass Du zu ihm kommen sollst und nachdem man das Glas getrunken
hat, gibts meist noch einen Schluck gratis mit dem Hinweis,
man solle sich doch die Standnummer merken und wieder zu ihm
kommen. Abends werden dann nach dem gleichen Schema Freßstände
aufgebaut, die die leckersten Sachen verkaufen, aber einen auch
kräftig abzocken wollen. Außerdem springen da noch
jede Menge Gaukler rum und für die Einheimischen gibt es
Geschichtenerzähler, um die herum viele Leute, meist alte
Männer mit vor Staunen offenen Mündern, versammelt
sind.
Nach
Marrakech fuhren wir Richtung Süden, wieder über den
Atlas, an Agadir vorbei, nach Mirleft, ein kleines Dorf, in
dem sich seit vielen Jahren immer wieder Hippies versammeln.
Das Zentrum des ganzen ist das Hotel Atlas, dessen etwas hyperaktiver
Besitzer Achmed heißt. Uns war in Chefchaoen empfohlen
worden, dort zu essen, es gäbe dort das beste in ganz Marokko.
Es war auch sehr gut, hatte aber auch seinen (Ausländer-)Preis,
40 Mark für fünf Personen ist weit über dem,
was man sonst zahlt. Achmed, ein gläubiger Moslem, war
jedoch ein Sünder und bereit, für seine Sünde
teuer zu bezahlen. Es wechselte also eine Flasche Schnaps seinen
Besitzer und das Essen war bezahlt. Auch eine zweite Flasche
kaufte er für umgerechnet 40 Märker und das ohne über
den Preis auch nur ansatzweise zu verhandeln, was hier gänzlich
unüblich ist.
Wir übernachteten dann in der Nähe an der Atlantiksteilküste
und stellten am Morgen im Hellen fest, dass wir in Legzira waren,
das in dem Reisebericht der Briefmarkensammler (Teil eins kurz
nach der Mitte) als das kommerziell am beknacktesten gelegene
Hotel bezeichnet wurde. Was für ein Zufall, wir fahren
im Dunkeln ein Stück an der marokkanischen Küste entlang
und schlafen dann gerade an dem Ort, von dem wir vorher gelesen
hatten, dass er so gut wie nicht zu finden sei. Es sah dort
alles noch so provisorisch aus, wie in dem Bericht beschrieben,
nur die Küche war inzwischen fertig. Ein klein wenig Salz
in die Wunde: Die deutsche Welle vermeldete gestern früh
für Dresden minus drei Grad, ich war in Legzira baden...
Danach
ging es weiter zum Fort Bou Jerif, auch im o.g. Bericht beschrieben,
was das ist muss da nachgelesen werden. Das die Briefmarkenleute
auch wirklich da waren, konnten wir anhand deren Gästebucheintrag
feststellen. Die Piste zum Fort hat sich ein wenig verbessert,
Omar der Schlangenbeschwörer scheint auch noch im alten
Fort zu leben, seine "Wohnung" habe ich gefunden,
ihn
selber nicht.
Nach
der langen Fahrt über die gerade Wüstenstraße
sind wir nun in Dakhla. Ab hier geht es bis zur Grenze im Militärkonvoi
weiter, die ersten Formalitäten dafür haben wir heut
erledigt. Außerdem ließen wir Bleche unter den Ölwannen
unserer Autos anbringen, den jetzt geht es richtig in die Wüste
mit Pisten, sich im Sand festfahren usw. Mal sehen, ob es wirklich
so krass wird, wie beschrieben, wir folgen der Strecke aus dem
Bericht im wesentlichen bis Gambia. Wir selber sind solche,
die da als Autoschieber bezeichnet werden. Das unsere Reise
nicht die ungewöhnlichste ist, haben wir auch schon daran
gemerkt, dass wir öfters von Marokkanern, die unsere deutschen
Ausfuhrkennzeichen sahen, gefragt wurden, ob wir weiter nach
Afrika wollen (Marokko gehört natürlich nicht zu Afrika)
und ob nach Senegal oder nach Gambia.
Inzwischen haben wir zwei Jungs getroffen, mit denen wir zusammen
die Wüste durchqueren werden. Zuerst trafen wir sie in
Legzira, wo wir uns schon für Dakhla verabredet haben,
dann liefen sie uns in den letzten Tagen immer wieder über
den Weg. Die beiden sind Hirten in der Schweiz, treiben da im
Sommer das Vieh auf die Alm, bleiben dann ca. 100 Tage dort
oben bis zum Almabtrieb. Dabei verdienen sie ganz gut und geben
auf dem Berg kein Geld aus, so dass sie den Rest des Jahres
in der Weltgeschichte herumreisen können.