Das
indische Elektrizitätssystem
Ich
treibe mich inzwischen in Pushkar, einem kleinen Nest in Rajasthan
rum. Vorher war ich mit einem Münchener zusammen in Agra
am Taj Mahal, es ist recht schön da, aber die 15 Dollar
Eintrittsgeld ist es nicht wert, finde ich. Dann war ich in
Jaipur, der Hauptstadt Rajasthans, einer lauten Großstadt,
die nichts zu bieten hat. In den Reiseführern wird sie
immer über den grünen Klee gelobt, aber das ist Bullshit.
Die Hautsehenswürdigkeit Jaipurs, der Palast der Winde
sieht nach gar nix aus. Ich verstehe nicht, wie das Ding das
am zweithäufigsten fotografierte Gebäude Indiens wurde.
Die Altstadt wird Pink City genannt, ist aber zum Glück
eher rotbraun und dann auch nur die Fassaden zu den Hauptstrassen
hin. Die Stadt wurde im 18. Jh. aus dem Boden gestampft und
recht großzügig angelegt. Aber vierspurige Straßen
in einer Altstadt sind nun mal nicht mein Fall.
Nun
aber zum elektrischen Strom. Es ist hier in Indien üblich,
daß der Strom öfters ausfällt, in manchen Städten
mehrmals täglich, anderswo seltener. Wenn man sich die
Stromleitungen auf der Straße ansieht, ist das auch kein
Wunder, eher wundert man sich drüber, dass durch die Leitungen
überhaupt manchmal was ankommt. Um die Masten herum besteht
ein einziges Gewirr aus Strippen, die nie jemals wieder jemand
entwirren kann, und diese sind dann auch noch tausendmal geflickt.
Das sieht dann so aus, dass die Drahtenden einfach etwas zusammengetüddelt
werden.
Von unserem Hotel in Agra haben die ein paar Drähte, deren
Enden abisoliert waren, über die Leitungen vorm Haus geworfen
und sich so kostenlos mit Strom versorgt.
Abends war dann mal wieder der Strom weg und als er wiederkam
ging aber nix in unserem Zimmer. An drei Wänden befanden
sich wahre Schalterbatterieen, wofür die Schalter alle
da waren, keiner weiß es. Dann stand im Zimmer ein Monstrum
von einer Maschine, die ein Aircooler sein sein sollte.
In einer leeren Lampenfassung knackte, brummte und funkte es
und nachdem da eine Birne reingedreht wurde ging sogar das Licht.
Und mit dem Hauptschalter, der zuvor noch das ganze Zimmer vom
Netz nahm, konnte man die Lampe wunderbar dimmen. Das Problem
war nur, dass es furchtbar heiß war und weder der Aircooler
noch der Deckenventilator funktionierten. Bis wir auf die Idee
kamen, das Ding an einer anderen Steckdose auszuprobieren. Es
lief dann zwar immer noch nicht, aber sobald der Stecker eingestöpselt
wurde, sprang die Neonröhre im Zimmer an und der Deckenventilator
lief.
Ich wollte es bis jetzt nicht glauben aber nun weiß ich
es: Elektrizität ist Hexerei!